Die britischen Gegenmaßnahmen und ihr Effekt


Die Briten versuchten mit diplomatischen Mitteln den Dalai Lama für sich zu gewinnen. Sie wollten eine Übermacht des russischen Reiches verhindern. Lord George Curzon, der Vizekönig von Indien, schickte im Jahr 1900 und 1901 einen Brief an den Dalai Lama, der die Annahme beider Briefe verweigerte. Als Begründung erklärte er, die Loyalität zu China und den Ambanen ließen dies nicht zu. Im gleichen Jahr erreichten Briefe und Geschenke des Dalai Lama Zar Nikolaj II. in St. Petersburg. Tibet sollte an das russische Reich angegliedert werden.


1902 drohten die Briten den wichtigen Handelsweg im Chumbi-Tal zu besetzen. Verhandlungen folgten, wurden aber von den Tibetern abgebrochen. Im November 1903 schließlich rückten die Briten unter Francis Younghusband langsam gegen Lhasa vor und wollten weitere Verhandlungen militärisch erzwingen. Durch den russisch-japanischen Krieg ab November 1903 konnte der Zar den Tibetern nicht wie versprochen beistehen. Die Briten, nun nicht mehr zu Verhandlungen bereit, besetzten Lhasa. Der Dalai Lama floh in die Mongolei.


Am 3. August 1904 verhandelten die Briten mit dem chinesischen Amban und dem vom Dalai Lama eingesetzten Regenten. Ein Vertrag mit Datum 07. September 1904 stellte fest, dass Tibet nach wie vor unter chinesischer Hoheit stand und nicht als eigenständiger Staat agieren dürfe. Mit zugesicherten Handelsübereinkünften verließen die Briten im September Tibet, ohne Integration des Staates in ihr Empire. Der Vertrag wurde von den Amban nie unterzeichnet.


Bevor die Briten abzogen, wurden sie Zeuge der Absetzung des Dalai Lama und seiner Würde durch ein kaiserliches Dekret. Das Volk, sowie die mongolischen Behörden ignorierten dies allerdings und als Thubten Gyatsho im November 1904 in Urga eintraf, jubelten ihm Scharen russischer Pilger zu. Obwohl er mehrfach von den chinesischen Behörden gedrängt wurde nach Lhasa zurückzukehren, blieb der Dalai Lama bis 1908 in der Mongolei.